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Hinterhof statt Piazza

26.2.14 | 00.00 Uhr | Rapperwil-Jona

Hinterhof statt Piazza

Das AFO nimmt die Auflage des Überbauungsplans BühlPark am Bahnhofplatz Jona zur Kenntnis. Nach wie vor ist das AFO der Meinung, dass mit dem vorliegenden Projektansatz eine Chance für Jona verpasst wurde: es entsteht ein Hinterhof statt einer einladenden Piazza und es gibt keine identitätsstiftenden Freiräume für den Bahnhofplatz Jona.

Die Stadt RJ hat in den nächsten Jahren die einmalige Chance, ein „Stück Stadt“ zu werden: ein Zusammenwachsen der beiden Zentren. Der neue Bahnhofplatz Jona ist ein zentrales Element in der Neugestaltung. Der Bahnhof wird zur Drehscheibe für die Mobilität. Es wird der Ort mit der höchsten Frequenz und zugleich die Visitenkarte von Jona. Aber nicht nur gegen aussen für die Besucher, sondern auch gegen innen für die BürgerInnen bietet die Bahnhofgegend Raum für ein pulsierendes Leben. Soweit sind alle einverstanden. Die wichtigen Gebäude an prominenten Lagen einer Stadt sind identitätsstiftend und werden Teil des kollektiven Gedächtnisses. Beispielhaft sind die Qualitäten von Rapperswil: der Hauptplatz, der Fischmarktplatz - es sind grosszügige Stadträume mit freien, öffentlichen Plätzen.

Das Architekturforum ist zuversichtlich, dass sich die Erhöhung der Stellenprozente des Bauchefs positiv auf die kommenden Projekte der Stadt auswirken wird. Neben der vom Stadtrat erwähnten Unterbesetzung im Bereich Mobilität und Verkehr ortet das AFO auch ein personelles Defizit im Bereich der architektonischen Beratung von Bauprojekten und Begleitung von Wettbewerbsverfahren. Die kommenden privaten und öffentlichen Projekte bedürfen einer kompetenten Begleitung und dies benötigt verwaltungsinterne Arbeitszeit. Es ist erstaunlich, dass dem Stadtbaumeister und dem Bauchef kein Architekt als Projektleiter innerhalb der Bauverwaltung zur Verfügung steht.

Für den Hochbau BühlPark hat das AFO einen eigenen Projektwettbewerb gefordert. Der Wettbewerb für den Bushof im Jahr 2008 hatte den Verkehr und die Mobilität als Hauptthema. Die Bauten neben dem Bahnhofplatz wurden als „einfache Volumenstudie“ („Perimeter 2“) grob skizziert verlangt. Es wurde explizit kein Projektwettbewerb über den Hochbau durchgeführt. Auch im vorliegenden Gestaltungsplan sind die Darstellungen in den Unterlagen auf ein Minimum reduziert.

Ein löbliches Beispiel für eine Projektinitialisierung der Stadt Rapperswil-Jona ist das städtebauliche Konzept für das „Lido“. Hier hat die Stadt RJ das Potential einer Bauaufgabe mit einem Architekturwettbewerb ausgelotet. Das AFO vermisst nun beim Gestaltungsplan Bühlpark eine ganzheitliche Vision für das Zentrum Jona mit Einbindung der Freiräume, des Langsamverkehrs und der Personenquerung über die Kantonsstrasse. Der Bahnhofplatz ist die letzte Chance für einen „Stadtplatz“ als lebendigen Begegnungsort von Jona. Warum ist beispielsweise ein diagonaler Sichtbezug von der SBB-Unterführung zur Bushaltestelle am Kreuz das Hauptthema der neuen Überbauung? Warum wird ein nach innen gerichteter Hinterhof als öffentlicher Raum favorisiert? Warum werden die Potentiale anderer Bautypologien für diesen wichtigen Ort nicht getestet und einander gegenübergestellt?

Gemäss seinem Vereinszweck sieht sich der Vorstand des AFOs in der Pflicht, die Bauverwaltung und den Stadtrat nochmals über die offensichtlichen Defizite des Vorgehens zu informieren. Gleichzeitig ist das AFO überzeugt, dass die künftigen Projekte nun mit der notwendigen Sensibilität organisiert werden.

Der Vorstand des AFO 24.02.2014